Welche Bedürfnisse hat mein Hund?

Einen Hund zu halten bedeutet nicht nur Action und Freude. Es bedeutet ebenso, eine große Verantwortung für das Leben eines Hundes zu tragen. Natürlich wünschen sich viele Menschen einen treuen Freund an ihrer Seite. Der beste Freund des Menschen ist bekanntlich der Hund. Dieses Tier kann große Freude bereiten und Vertrauen schenken. Eine gute Bindung zu seinem Hund lässt das Menschenherz schnell einmal höher schlagen. Damit diese Bindung jedoch sicher, stabil und positiv ist, müssen genau wie bei uns Menschen gewisse Bedürfnisse erfüllt sein.

Einer der bekanntesten Darstellungen einer Hierarchie an menschlichen Bedürfnissen ist die Bedürfnispyramide von dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1943). Diese wurde unter anderem dazu benutzt, um verschiedene Motivationen des Menschen zu erheben. Die Bedürfnispyramide besteht dabei aus 5 Ebenen, wie in der Abbildung erkennbar. Diese bauen aufeinander auf. Das bedeutet, dass erst dann, wenn die unterste Stufe an Bedürfnissen erfüllt ist, der Mensch danach strebt, die zweite Stufe erfüllen zu wollen und so weiter. Die Spitze der Pyramide ist die sogenannte Selbstverwirklichung, welche die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit umfasst. Doch auch hier ist es so, dass der Mensch diese erst anstrebt, wenn alle darunterliegenden Bedürfnisse erfüllt sind.

pyramide

Abbildung: Bedürfnispyramide nach Maslow (1943)

Um die Frage nach den Bedürfnissen unseres Hundes beantworten zu können, wälzt man nun genau diese 5 Ebenen auf die Gegebenheiten des Hundes um.

Warum ist diese Pyramide überhaupt für mich als Hundehalter wichtig?

Diese Hierarchie solltest du dir genau dann vor Augen halten, wenn dein Training nicht so abläuft, wie du es willst. Genau dann ist es ratsam, sich zu überlegen, ob dein Hund überhaupt dazu in der Lage ist, etwas lernen zu können. Beispiel: Es kann für den Hund massiven Stress bedeuten, wenn er Schlafmangel hat. Dies ist keine gute Voraussetzung dafür, um mit ihm zu trainieren. Folge dessen wird er wahrscheinlich nicht die Leistung erbringen, die du von ihm erwartest. Auch du bist nicht so leistungsfähig wie sonst, wenn du zu wenig geschlafen hast und sehr müde bist. Genau dann solltest du bei dir bzw. bei deinem Hund eine Ebene hinabsteigen und erst einmal das Bedürfnis nach Schlaf erfüllen, bevor du irgendwelche Höchstleistungen abverlangen kannst. Welches Bedürfnis nun auf welchem aufbaut, liest du hier:

1. Die Gründbedürfnisse

Die Grundbedürfnisse umfassen genauso wie beim Mensch alle physiologischen Bedürfnisse, um das Überleben zu sichern. Hierzu zählen:

-) Futter

-) Wasser

-) frische Luft, Sauerstoffversorgung

-) Schlaf und Ruhephasen (bis zu 18 Stunden)

-) Gesundheit

-) Freiheit von Krankheiten und Schmerzen

-) körperliche Auslastung (1,5-2 Std.täglich)

2. Die Sicherheitsbedürfnisse

Sind die Grundbedürfnisse erfüllt, taucht eine neue Reihe an Motivationen auf – die Sicherheitsbedürfnisse. Diese umfassen:

-) Ein Dach über den Kopf

-) ein gesicherter, ungefährlicher Schlafplatz

-) Rituale und gefestigte Tagesabläufe

-) Konsequenz an Regeln und Grenzen

-) körperliche Unversehrtheit

-) Lebenssicherheit

-) Ordnung, Struktur im Alltag

-) Freiheit von Angst

-) Schutz und Stabilität

3. Soziale Bedürfnisse

Sind die Sicherheitsbedürfnisse erfüllt, strebt unser Hund nach sogenannten sozialen Bedürfnissen. Das bedeutet, er strebt nach:

-) Sozialkontakten allgemein (zu Menschen, teils zu anderen Hunden)

-) Gesellschaft durch Bezugspersonen

-) Zugehörigkeit & Liebe

-) guter Zuspruch, Lob

-) Körperkontakt

-) Paarung und Fortpflanzung

4. Anerkennung

Hiermit sind alle Bedürfnisse gemeint, welche die Individualität einschließen. Diese Ebene an Bedürfnissen umfasst den Wunsch nach:

-) Wertschätzung

-) Stärke

-) Leistung

-) Lernen und Weiterentwicklung im Training

-) Kompetenz

Des Weiteren strebt ein Hund in dieser Bedürfniskette an, Prestige zu erlangen. Diese Ebene ist der Grundstein für das Selbstwertgefühl deines Hundes. Dies ist die Ebene, welche auch das Training mit deinem Hund betrifft. Wie du unschwer erkennen kannst, liegt das Bedürfnis nach dem Erbringen von Leistungen weit oben in der Hierarchie. Es muss somit eine Reihe (nicht alle) an anderen Bedürfnissen schon erfüllt sein, bevor dein Hund nach höheren Leistungen und Anerkennung von dir strebt. Je mehr Bedürfnisse der unteren Ebenen erfüllt sind, desto motivierter ist der Hund, diese Stufe zu erfüllen.

5. Selbstverwirklichung

Die oberste und letzte Stufe beinhaltet das Bedürfnis danach, seine eigene Persönlichkeit voll und ganz entwickeln zu können. Das Streben nach Selbstverwirklichung hat dabei keine Grenzen und ist psychologisch gesehen unendlich – in anderen Worten: man will immer irgendetwas erfüllt haben. Wie beim Mensch ist es auch beim Hund so, dass man niemals das Gefühl nach Perfektion erstreben kann. Dein Hund drängt nach:

-) Ausleben aller Triebe (Sexualtrieb, Jagdtrieb, Ressourcenverteidigung, Territorialverhalten,…)

-) Entfaltung der gesamten individuellen Persönlichkeit

-) Gerechtigkeit

-) Freiraum für eigenständiges Handeln

Wie du siehst, gibt es eine Reihe an Bedürfnissen, die dein Hund hat. Als HundehalterIn liegt es in deiner Verantwortung, ihm diese zu erfüllen!

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